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Mitgliederversammlung 2015

AM 13. JUNI WIRD IN DER JAHRESVERSAMMLUNG IN PADERBORN DER LEITER DES STERN DER HOFFNUNG IN BENIN, ARISTIDE LOKONON, MIT DABEI SEIN UND AUS BENIN BERICHTEN.

Er ist außerdem Mitgründer und Begleiter der Magnificat-Gruppen, von denen Peter Eicher unten berichtet.

Mitgliederversammlung des Stern der Hoffnung
Samstag 13. Juni 2015 ab 14 Uhr
Paderborn, Pfarrheim Maria zur Höhe, Am Rippinger Weg 3b

 


„SELIGER ALS NEHMEN“

Der Vorgang heißt „Tontine“.

Die „Tontine“ ist das strikte Gegenteil von einem Mikrokredit. Im „Kredit“ – das Wort ist von ‚credere – glauben‘ abgeleitet, glaubt einer, dass der andere zurückzahlen wird. Wenn er kann. Wenn er nicht kann, verfällt das, was der andere nicht hat, dem „Gläubiger“.
In Westafrika habe ich gelernt, dass die verlassenen Frauen Mikrokredite nicht zurückzahlen können. Nichts funktioniert in der nackten Armut wie in der Marktwirtschaft. Auch weil jeder Gewinn, den Frauen erwirtschaften, in der polygamen Situation von Männern unverzüglich verzehrt wird. Die „Tontine“ funktioniert.

Die Frauen, die meist von ihrem Mann verlassen wurden, haben nicht nur viele Kinder. Sie haben in der Erkrankung zumeist auch keinen Zugang zur modernen Medizin gehabt. Der Mann lässt sich zuerst von einem – wie das in Benin genannt wird – „zweiten Büro“ bedienen, also von einer jüngeren Frau, der er nach einigen Jahren wieder mehrere Kinder hinterlässt. Dann bedient er sich im dritten, dann im vierten Büro und so weiter.

Es sind zurückgelassene Frauen, die sich in den Gruppen, die wir „Magnificat“ nennen, wöchentlich oder zweiwöchentlich versammeln. Eine „Magnificat“-Gruppe heißt: zusammen tanzen, eine neue Solidarität und gemeinsam eine neue Identität gewinnen und zwar im durchaus starken Bewusstsein, dass die Mutter im Himmel denen da unten beisteht.

In den Gruppen von „Magnificat“ legt jede Frau wöchentlich oder zweiwöchentlich das, was sie kann, in eine gemeinsame Kasse. Die meisten können etwas weniger als einen Euro einlegen. Wir – der „Stern der Hoffnung“ – legen für jeden Eintrag 25 % dazu. Die vier bis fünf Gruppen kaufen gemeinsam Nahrungsmittel für den Weiterverkauf auf dem Markt. Der Gesamtgewinn dürfte bei 50 % liegen. Es gibt viele Dörfer, in denen Frauen nun ebenfalls solche Gruppen gründen möchten.

Was geschieht mit der „Tontine“?

Es macht Spaß. Es kommt Freude auf. Die Bitternis bricht.

Und warum?

Weil es nichts gibt, was mehr erniedrigt und beschämt, als das Notwendige von anderen erhalten zu müssen. Ein Feind würde die eigene Identität stärken. Ein Freund, der als Helfender kommt, zerstört die ohnehin schwache Identität des Hilflosen. In der Zusammenarbeit werden die Isolation und die Ungleichheit gebrochen.

„Geben“ macht den Nehmenden nicht selig. Sondern unglücklich. Ungleich. Beschämt. Deshalb hat Paulus lieber selber gearbeitet und den hingerichteten Galiläer zitiert:

„Geben ist seliger als nehmen.“ (Apg 20,35)

Es geht darum, sich in der ungleichen wirtschaftlichen und kulturellen Situation als jeweils „andere“ kennenzulernen. Es geht um Zusammenarbeit. So wächst die Freundschaft.

So kommt es zum Tanz.

Zum Leben.

Peter Eicher

Stern der Hoffnung
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