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Dankesbrief 2016

Ihr Lieben,

unter dem Mangobaum und dem exotischen Gezwitscher duften die überreifen Früchte betörend. Was für ein schönes Dach spannt sich über die Versammlung der Frauen. Die meisten von ihnen wurden von der Gesellschaft an den Rand gedrängt und öfters auch vom Familienklan ausgestoßen. Sie sind erkrankt, oft angesteckt von den schon an AIDS verstorbenen Männern – und für die Kinder allein verantwortlich.

Inzwischen treffen sich viele Frauen jede Woche, um ihre Probleme gemeinsam zu lösen. Damit sie ihre Chancen im kleinen Handel verbessern, legen sie Woche für Woche das karg Ersparte – zwischen 50 Cent und einem Euro – in die „Tontine“, eine gemeinsame Kasse. Die ALIVI von Benin, welche mit dem Stern der Hoffnung diese autonomen Frauengruppen unterstützt, fügt für jeden Beitrag 25 % dazu. Durch den Zusammenschluss dieser Frauengruppen kann die ALIVI die Produkte außerdem billiger einkaufen. Und so kommen inzwischen über 250 Frauen zu einem Gewinn von ca. 50 %, wenn die Waren auf dem örtlichen Markt wieder verkauft werden. Das ist quantitativ gesehen noch extrem wenig, um ihre Kinder und die abhängigen Verwandten zu versorgen. Aber dass auf diese Weise Woche für Woche die Situation sich etwas verbessert und dabei Monat für Monat die vordem völlig isolierten Frauen mehr und mehr zusammenstehen, das bringt für viele Licht in das Dunkel ihrer Situation von Krankheit und ausweglosem Elend.

Doch es gibt nicht nur die Hitze, die Armut und die Bedürfnisse der Kinder – es gibt den Rhythmus und es gibt Zeit. Keine Versammlung beginnt ohne das Tanzen, das Klatschen und Singen, denn alles beginnt mit dem Lachen und setzt sich im harten Rhythmus der Trommeln fort: Das ist der beninische Aus­druck des Lebens, das unbesiegbar ist. Die Frauen und die Kinder lieben alles, was lebt und was sich im Rhythmus bewegt. Es ist die Musik, aus der die Geschichten fließen, die später mit starken Gesten erzählt werden. Ja, die Rhythmik der Körper und der intensive Gesang lassen alle Sinne vibrieren und leuchten aus den Gesichtern. Der Puls beschleunigt sich und die Gedanken fliegen weit in das Hell-Dunkel der Vergangen­heit zurück.

In jeder Versammlung wird das Lied von der Veränderung durch die Solidarität der Frauen mit den Frauen gesungen. Im Gesang werden die hoch Daherfahrenden gestürzt und die Niederen hoch emporgehoben.

Heute kam auch Anne. Sie hielt sich zurück. Sie erzählte leise von ihrem Un­glück. Sie klagte, dass ihr Mann an AIDS verstarb. Die Familie ihres Mannes habe sie deshalb verstoßen und auch für ihre eigene Erkrankung schuldig gemacht. Es war sichtbar, dass sie nun nach dem Tod ihres Mannes hoch­schwanger zurückgeblieben war. Wo sollte sie bleiben? Wovon sollte sie leben? An wen sollte sie sich mit ihrem ganzen Schmerz wenden?

Ihre Schwestern haben mit ihr getanzt. Sie haben eine Bleibe für sie gefunden. Sie gehen zusammen auf den Markt. Sie tragen alles zusammen, was für die Geburt und für die Babypflege notwendig ist. Sie bringen jedoch vor allem das eine, was fehlte: Wärme, Zuneigung und Schutz.

Von Brasilien gäbe es auch ganz viel zu erzählen, unsere Kinderhäuser sind voller Leben in der Not. Es sind Mütter und Väter aus dem verarmten Nord­osten oder aus den Armutsgebieten Boliviens, denen für ihre schwer erkrank­ten Babys und Kleinkinder in São Paulo ein Zugang zur modernen Krebs- und Transplantationsmedizin geschaffen wird. Die nachhaltige Zusammenarbeit für die Schwächsten der Gesellschaft trägt auch in Brasilien Früchte.

Mein Herz ist voller Dank – und voller guter Wünsche

Eure Lisette

Stern der Hoffnung
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